Fragments of History

Eine Reise durch die Zeit mit Geschichtsträchtigen Orten von François Beaurin und Francis Meslet. Eine ganz private Besichtigungstour im Ambiente eines postapokalyptischen Cinema Paradiso durch die menschenleeren Säle. Theater, Opernhäuser – so viele Orte voller Leben und Spektakel. Hier werden sie dennoch leer gezeigt, ohne menschliche Präsenz.

François Beaurin möchte mit seinen Bildern von Kinosälen alarmieren und auf eine ungewisse Zukunft hinweisen, Francis Meslet hingegen erweist mit seinen Fotos bereits verlassenen Orten eine Hommage. Bei beiden Künstlern dienen diese Zeugnisse als Zeitkapseln, die die Dauerhaftigkeit der Künste und der Orte hinterfragt, die diese feiern. Zunächst mögen die Bilder verstörend wirken, dann machen sie neugierig. Vielleicht ist es möglich diese Orte wirklich zu sehen, wenn sie leer oder gar verlassen sind und auf diese Weise ihre Schönheit neu zu entdecken und ihre Atmosphäre zu spüren?

FRANCOIS BEAURAIN

Der aus Bordeaux stammende François Beaurain ist ein eher untypischer und vielseitiger Künstler. Nach einem Doktor in Chemie engagiert er sich im Kampf gegen den Klimawandel. Erst 2013, nach 10 Jahren in der Wissenschaft, bei einem Aufenthalt in Liberia, beginnt er zu fotografieren.

Schnell wird er bekannt für seine Pionierarbeit im Bereich des animierten GIF und seine Arbeiten werden auf prestigeträchtigen Ausstellungen an Orten wie dem Guggenheim (Bilbao, Spanien), dem LagosPhoto Festival (Nigeria), oder auch den Rencontres de la photographie (Arles, Frankreich). Heute arbeitet und lebt François Beaurain in Rabat, Marokko. 2021 bringt der Fotograf seinen ersten Bildband heraus, der von einem verkannten und bedrohten Kulturerbe handelt: den Kinosälen in Marokko.

Bei François Beaurin geschieht das Aufgeben gerade, vor unser aller ohnmächtiger Augen. Und doch können wir den Blick auf diese Architektur von so großem Reichtum kaum abwenden. Eine Architektur, die sich selbst genügt, um ihre Show zu zeigen, und dennoch so oft hinter geschlossenen Türen versteckt, da das Publikum wegbleibt.


„Die Botschaft ist einfach, wir befinden uns an einem kritischen Punkt in der Geschichte des Kinos, an dem die Kinosäle verschwinden könnten. Man sollte sich dieses Erbes bewusstwerden, es schützen, rehabilitieren und die Film-Erfahrung neu erlernen, zu der sich Menschen zusammenfinden, um einen Film zu teilen.”

FRANCIS MESLET

Nach seinem Abschluss in Design an der École des Beaux-Arts in Nancy im Jahr 1986, betätigt sich Francis Meslet als Designer bevor er sich für eine andere Richtung entscheidet und mehrere Kommunikations- und Werbeagenturen als kreativer Kopf leitet. Nach 30 Jahren, in denen er sich mit dem Konzept der Kreativität auseinandersetzte und das Bild in all seinen Zusammensetzungen studierte, ist er heute Creative Director.

Francis Meslet ist in erster Linie ein Fotograf, der sich die Welt gerne zu Uhrzeiten anschaut, an denen er nicht auf andere Menschen trifft. Er sucht nach verlassenen Orten , die aussehen, als wäre die Zeit schon lange stehengeblieben. Außerdem zeigt er Bilder von seinen Reisen ans andere Ende der Welt, die einen fesseln und melancholisch werden lassen.

Prächtige Theater, von denen beinahe ein Hauch Oper ausgeht, marokkanische Kinosäle im andalusischen Stil oder Art-Déco-Ruinen – dies ist das wertvolle und bedrohte Erbe. Auf den Bildern von Francis Meslet ist es bereits zu spät, es gilt daher die verbliebene Schönheit zu genießen.


„Es ist absolut faszinierend einen Ort zu betreten, an dem die Bewohner Spuren hinterlassen haben: ihre persönlichen Gegenstände, ihre Möbel, die Spuren ihrer Gewohnheiten… manchmal ein Leben.”